Steppenschuppentier (Pangolin)

Smutsia temminckii

Pangolin

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AUTOR/IN
Barbara Kiesewetter

Das Pangolin – auch Steppenschuppentier genannt – erinnert mit seiner Gestalt und seinem Schuppenpanzer ein wenig an einen riesigen Tannenzapfen auf kurzen Beinen.

Steckbrief: Pangolin

Wie sehen Pangoline aus?

Auf den ersten Blick könnte man ein Pangolin für ein Reptil halten: Sein von Schuppen bedeckter Körper und die lange, dünne Zunge sind für ein Säugetier wirklich ungewöhnlich.

Das Pangolin hat einen kräftigen, stromlinienförmigen Körper. Von der Schnauze bis zum Po messen die Tiere – je nach Alter – 30 bis 67 Zentimeter, dazu kommt der 37 bis 59 Zentimeter lange Schwanz. Je nach Größe wiegen sie zwischen drei und 17 Kilogramm. Männliche Pangoline bringen fast doppelt so viel Gewicht auf die Waage wie die Weibchen.

Das auffälligste Merkmal ist der Schuppenpanzer. Er reicht vom Kopf über den Rücken und die Seiten bis zu den Außenseiten der Beine und bedeckt sogar den ganzen Schwanz. Die einzelnen dunkelbraun bis gelbgrau gefärbten Schuppen sind breiter als lang und werden zum Körperende hin immer größer. Die Schuppen sind aus Keratin. Das ist die hornartige Substanz, aus der auch unsere Haare und Fingernägel bestehen. Der vollständig von Schuppen bedeckte Schwanz unterscheidet das bodenbewohnende Pangolin von den Schuppentier-Arten, die auch auf Bäumen leben: Deren Schwanzspitze ist frei von Schuppen. Nur am Bauch hat das Pangolin keine Schuppen, hier ist die braune Haut von kurzen, braunen Haaren bedeckt.

Der siebeneinhalb bis neun Zentimeter lange Kopf der Tiere ist dreieckig und geht ohne Hals direkt in den Körper über. Die Nase ist dunkler oder genauso gefärbt wie der Körper.

Die Augen sind klein, äußere Ohren fehlen, doch die großen, oft von Haaren bedeckten Ohrenöffnungen sind zu sehen. Pangoline besitzen keine Zähne, sondern nur eine sehr lange, dünne Zunge. Sie haben einen hervorragenden Geruchssinn.

Die vier Beine sind kurz, die Vorderbeine erreichen sogar nur 60 Prozent der Länge der Hinterbeine. Alle Beine haben fünf Zehen mit kräftigen Krallen. Am auffälligsten sind die gebogenen scharfen Krallen an den mittleren Zehen der Vorderbeine: Sie werden fünf bis sechs Zentimeter lang.

Wo leben Pangoline?

Das Pangolin ist im östlichen und südlichen Afrika zu Hause und hat das größte Verbreitungsgebiet aller afrikanischen Schuppentiere. Seine Heimat erstreckt sich über viele Landesteile: Angola, Namibia, Südafrika, Tschad, die Zentralafrikanische Republik, Sudan, Äthiopien und Ostafrika.

Das Pangolin lebt in Savannen, im buschbestandenen Grasland und auch in offenen Wäldern. Es fühlt sich in überfluteten Gebieten und in felsigem Gelände bis in 1700 Meter Höhe wohl. Und sogar auf landwirtschaftlichen Flächen kommt es vor.

Welche Pangolinarten gibt es?

Das Pangolin gehört zur Familie der Schuppentiere. Diese bilden im Tierreich eine eigene Ordnung und haben keine näheren Verwandten. Schuppentiere kommen nur in Afrika und Asien vor. Mit den Gürteltieren Amerikas, mit denen sie manchmal verwechselt werden, sind sie nicht verwandt.

In der Familie der Schuppentiere gibt es drei Gattungen: Manis (asiatische Schuppentiere), Phataginus (baumbewohnende Schuppentiere in Afrika) und die Gattung Smutsia, zu dem das Pangolin (Smutsia temminckii) gehört. Sein allernächster Verwandter ist das Riesen-Schuppentier (Smutsia gigantea). Dieses lebt in West- und Zentralafrika.

Wie alt werden Pangoline?

Bislang ist nicht bekannt, wie alt Pangoline in freier Wildbahn werden können.

Verhalten

Wie leben Pangoline?

Pangoline sind Einzelgänger und halten sich hauptsächlich auf dem Boden auf, sind aber auch gute Schwimmer. Sie laufen meist nur auf den Hinterbeinen. Dabei schwingt der Kopf hin und her, der Schwanz dient als Gegengewicht zum Vorderkörper und zum Kopf. Die Vorderbeine nutzen die Tiere meist nur, indem sie sich leicht abstützen. Man vermutet, dass sie so ihre scharfen Krallen, die sie zum Graben benötigen, schonen. Pangoline können aber nicht so gut graben wie die übrigen Schuppentiere. Zum Schlafen und Ruhen graben sie sich deshalb nicht selbst einen Höhle in die Erde, sondern nutzen die Baue anderer Tiere, zum Beispiel die von Erdferkeln und Springhasen.

Pangoline werden erst gegen Abend munter und sind dann bis Mitternacht auf Nahrungssuche. Nur Jungtiere kann man schon am Nachmittag beobachten. Vermutlich sind sie schon so früh unterwegs, um nachtaktiven Raubtieren zu entgehen. Da ihr Schuppenpanzer noch nicht so hart ist wie der der älteren Tiere, sind sie ihren Feinden gegenüber viel schutzloser. 

Erwachsene Tiere halten sich meist über Jahre in einem festen Gebiet auf. Man nennt diese Gebiete Aktionsräume und nicht wie bei anderen Tieren Territorien, da Pangoline ihr Gebiet nicht aktiv verteidigen. Sie markieren ihr Gebiet jedoch, indem sie den Boden mit den Krallen leicht aufgraben und mit Urin markieren. Anschließend wälzen sie sich in dem aufgelockerten Boden. So setzen sie weitere Duftmarken, wenn sie durch das Unterholz wandern. 

Freunde und Feinde des Pangolins

Zu den Feinden des Pangolins gehören Raubtiere wie Löwen, Leoparden und Hyänen. Manchmal fallen sie auch einem Honigdachs oder einem Krokodil zum Opfer. Droht Gefahr, rollen sich die Tiere zu einer Kugel zusammen, indem sie den Kopf durch die Hinterbeine stecken. Der Kopf wird mithilfe des Schwanzes geschützt. Weil ihre Schuppen sehr hart und scharf sind, ist es für Raubtiere dann schwierig, an die Beute heranzukommen.

Eine weitaus größere Gefahr sind jedoch Menschen. In ihrer Heimat werden Pangoline stark gejagt: Zum einen ist das Fleisch als Delikatesse begehrt, zum anderen nutzen traditionelle Medizinmänner die Schuppen und andere Körperteile immer noch zur Heilung von Krankheiten. In Ost- und Südostasien werden die Schuppen in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet.

Wie vermehren sich Pangoline?

Bei der circa 30 Minuten dauernden Paarung verschlingen Männchen und Weibchen ihre langen Schwänze ineinander. Nach ungefähr 140 Tagen Tragzeit kommt ein Junges – nur ganz selten Zwillinge – zur Welt. Das Baby ist bei der Geburt 15 bis 18 Zentimeter lang, wiegt zwischen 340 und 425 Gramm und wird von der Mutter gesäugt. Die Augen sind offen, die Schuppen sind weich und werden erst nach ein paar Tagen härter. Die ersten Lebenswochen verbringt das Kleine im Bau. Wechselt die Mutter den Bau, reitet das Junge auf der Schwanzwurzel der Mutter. Bei Gefahr rollt sich die Mutter um ihr Junges.

Nach vier bis fünf Wochen fängt das Kleine an feste Nahrung zu fressen, wird aber auch noch gesäugt. Es verlässt den Bau allein und frisst in der nächsten Umgebung. Nach und nach werden seine Ausflüge immer größer. Mit vier Monaten hört die Mutter auf, das Junge zu säugen. Im Alter von einem Jahr wiegt ein Pangolin etwa 3,5 Kilogramm und wird von der Mutter nicht mehr getragen.

Sind die Jungtiere alt genug, ziehen sie umher und suchen sich ein eigenes Gebiet. Dabei legen sie in wenigen Tagen viele Kilometer zurück.

Wie kommunizieren Pangoline?

Pangoline kommunizieren miteinander vor allem über Duftmarken, die sie in ihren Gebieten setzen. Bei Gefahr geben sie manchmal knurrende Laute von sich.

Pflege

Was fressen Pangoline?

Das Pangolin hat einen sehr speziellen Speiseplan: Es ernährt sich vor allem von Ameisen und Termiten. Dabei haben die Tiere je nach Region ganz bestimmte Vorlieben, das heißt, sie fressen nur ganz bestimmte Ameisen- und Termitenarten. Meist verzehren Pangoline die Larven und Eier der Ameisen und Termiten, seltener erwachsene Tiere.

Zur Nahrungssuche wandern Pangoline mit gesenktem Kopf über den Boden. Riechen sie Ameisen oder Termiten, graben sie etwa vier bis sieben Zentimeter tief oder brechen die Termitenbauten etwas auf, um an ihre Beute zu gelangen und nehmen diese mit ihrer langen, klebrigen Zunge auf.

Zum Trinken nutzen Pangoline Wasserquellen oder sie graben kleine Löcher, in denen sich Regenwasser sammelt.

Haltung von Pangolinen

Da Pangoline ganz spezielle Ansprüche an ihre Ernährung haben, können sie kaum in Zoos gehalten werden.

Das Pangolin steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Die Bestände gehen stark zurück. Das liegt zum einen daran, dass die Tiere gejagt und sehr stark gewildert werden, zum anderen an elektrischen Zäunen, mit denen Wildtierfarmen und Weidetiere geschützt werden und in denen die Pangoline zu Tode kommen. Inzwischen ist die Art durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen geschützt, der Handel mit den Tieren beziehungsweise ihren Körperteilen, wie zum Beispiel Schuppen, ist verboten.

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Barbara Kiesewetter