Ein Marderhund (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Nyctereutes procyonoides

Marderhund

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Barbara Kiesewetter

Waschbär oder Marder, Katze oder Hund? Auf den ersten Blick erkennt den Marderhund kaum jemand. Doch der kleine pelzige Geselle gehört eindeutig zu den Hunden.

Steckbrief: Marderhund

Wie sehen Marderhunde aus?

Marderhunde gleichen einem kleinen Waschbären. Sie sind aber nicht mit diesen verwandt, sondern gehören zur Familie der Hunde. Wie diese sind sie sogenannte Zehengängern und besitzen 42 Zähne. Vom Kopf bis zu Po messen Marderhunde 50 bis 68 Zentimeter. Der Schwanz ist 13 bis 25 Zentimeter lang.

Die Beine sind ziemlich kurz, deshalb beträgt die Schulterhöhe der Marderhunde nur 20 bis 30 Zentimeter. Sie werden vier bis zehn Kilogramm schwer.

Marderhunde haben eine Gesichtszeichnung, die sehr stark der des Waschbären gleicht.

Auf der Stirn und über den Augen sind sie weiß gefärbt. Außerdem läuft von der Stirn ein breiter weißer Streifen zur Nase und rund um die Schnauzenspitze.

Das Fell auf dem Rücken ist schwarzbraun, an Flanken und Bauch ist es beige bis grau.

Am besten kann man Marderhund und Waschbär am Schwanz unterscheiden: Der des Waschbären ist schwarz-weiß geringelt, der des Marderhundes nicht.

Wo leben Marderhunde?

Marderhunde kommen aus Asien. Sie stammen aus Japan und China sowie aus dem östlichen Teil Sibiriens und aus Nordvietnam. Weil der Pelz der Tiere sehr begehrt ist, wurden sie im 19. Jahrhundert im Westen Russlands eingeführt, um sie für die Pelztierzucht zu verwenden. Die Marderhunde wurden dort auch ausgesetzt. Sie wanderten immer weiter nach Westen.

In Deutschland tauchten die ersten Tiere im Jahr 1960 auf. Heute sind sie im Osten Deutschlands und in Niedersachsen recht häufig. In der Mitte und im Süden Deutschland sind sie noch selten.

Marderhunde gehören bei uns zu den sogenannten Neozoen: Das sind Tiere, die aus einer anderen Region in ein neues Gebiet einwandern und dieses erfolgreich besiedeln. Auch der Waschbär gehört zu den Neozoen. Er wurde allerdings aus Nordamerika bei uns eingeführt.

Marderhunde halten sich am liebsten in Wäldern mit dichtem Unterholz auf. Sie mögen es, wenn es in ihrem Lebensraum Seen und Schilfgürtel gibt.

Zur Nahrungssuche ziehen sie durch Felder und Gärten. Zum Schlafen bewohnen sie oft verlassene Dachs- oder Fuchsbauten.

In Japan sind Marderhunde sogar in großen Städten wie Tokio zu finden.

Welche Marderhundarten gibt es?

Verwandte des Marderhunds sind andere Wildhunde, wie etwa der Rothund oder der Graufuchs.

Wie alt werden Marderhunde?

Marderhunde werden etwas sechs bis acht Jahre alt.

Verhalten

Wie leben Marderhunde?

Marderhunde sind sehr scheu. Tagsüber halten sie sich in ihren unterirdischen Höhlen versteckt und schlafen. Erst in der Nacht werden sie aktiv und streifen auf der Suche nach Nahrung durch ihr Revier.

Sie halten sich dabei immer auf dem Boden auf. Auf Bäume klettern können sie nicht. Sie sind aber gute Schwimmer.

Marderhunde sind auch keine richtigen Jäger, sondern sammeln in erster Linie kleine Tiere, Früchte, Nüsse und Aas auf.

Marderhunde sind die einzigen Hunde, die eine Winterruhe halten. Dann ziehen sie sich in ihren Bau zurück und zehren von der Fettschicht, die sie sich im Sommer angefressen haben. Nur ab und zu wachen sie auf und verlassen kurz ihre Höhle. Ist der Winter mild, verzichten die Marderhunde auf die Winterruhe.

Weil sie so versteckt und heimlich leben, bekommt man Marderhunde kaum zu Gesicht. Am ehesten kann man ihre Spuren im Schlamm oder im Schnee entdecken. Ein weiterer Hinweis auf die Tiere sind ihre Kotplätze. Diese dienen zur Markierung ihres Reviers.

Manche Naturschützer fürchten, dass sich die Marderhunde bei uns zu stark ausbreiten und andere Tierarten gefährden könnten, weil hier ihre natürlichen Feinde fehlen. Bis jetzt ist das jedoch nicht nachgewiesen.

In Japan heißen die Tiere Tanuki, in England werden sie - wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Waschbären - Raccoon Dog genannt. Raccoon ist der englische Name für den Waschbären.

Freunde und Feinde des Marderhunds

In ihrer Heimat haben Marderhunde viele natürliche Feinde: Das sind Luchs, Wolf und Braunbär. Junge Tiere fallen auch Uhus zum Opfer. Bei uns sind für die nachtaktiven Tiere Autos die größte Gefahr.

Wie pflanzen sich Marderhunde fort?

Wenn Marderhunde einen Partner gefunden haben, bleiben sie ein Leben lang mit ihm zusammen. Die Paarung findet im Januar und Februar statt. Neun Wochen später bringt das Weibchen fünf bis acht Junge zur Welt. Diese sind bei der Geburt noch blind und sehr hilflos.

Männchen und Weibchen kümmern sich gemeinsam um die Jungen. Der Vater bewacht die Höhle. Am Anfang werden die Kleinen nur gesäugt. Sobald sie aber feste Nahrung fressen können, sorgt der Vater für Futter. Im Alter von zwei Wochen wagen sich die Welpen zum ersten Mal aus dem schützenden Bau.

Mit sechs Monaten sind junge Marderhunde ausgewachsen. Mit zehn Monaten sind die Tiere fortpflanzungsfähig. Im nächsten Frühjahr gehen Junge und Eltern dann getrennte Wege.

Wie kommunizieren Marderhunde?

Die Laute der Marderhunde erinnern kaum an ein Bellen. Vielmehr winseln und miauen sie, die Welpen fiepen.

Bei Gefahr knurren die Tiere.

Sucht ein Männchen nach einem Weibchen, lässt es nachts ein langes Heulen hören.

Pflege

Was fressen Marderhunde?

Marderhunde sind als Allesfresser nicht wählerisch.

Einen Teil ihres Futters machen Früchte, Nüsse, Blätter und Wurzeln sowie Mais und Getreide aus.

Auch Mäuse, Maulwürfe, Vögel, Fische, Kröten, Schnecken, Insekten und Vogeleier stehen auf ihrem Speiseplan. Selbst Aas verschmähen sie nicht.

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