Ein Hermelin im weißen Winterfell schaut auf einer grünen Wiese aus einem Erdloch (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Mustela erminea

Hermelin

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Barbara Kiesewetter

Die kleinen, schlanken Raubtiere sind flinke Jäger. Ihr weiches, dichtes Fell wurde ihnen zum Verhängnis: Aus ihrem weißen Winterpelz wurden Pelzmäntel für Könige genäht!

Steckbrief: Hermelin

Wie sehen Hermeline aus?

Hermeline sind Raubtiere und gehören zur Familie der Marder. Sie werden auch Wiesel genannt und besitzen wie alle Marder einen schlanken, lang gestreckten Körper und kurze Beine.

Von der Nasenspitze bis zum Po messen die Weibchen 25 bis 30 Zentimeter, die Männchen schon mal 40 Zentimeter.

Der Schwanz ist acht bis zwölf Zentimeter lang. Ein männliches Hermelin wiegt 150 bis 345 Gramm, ein Weibchen nur 110 bis 235 Gramm.

Im Sommer ist ihr Fell oben braun und an den Seiten und am Bauch gelblich-weiß. Die Schwanzspitze ist dunkel.

Im Herbst fallen die braunen Haare aus und es wachsen dickere, weiße Haare nach: Dieser Winterpelz des Hermelins ist bis auf die schwarze Schwanzspitze völlig weiß, so dass es im Schnee sehr gut getarnt ist.

In Gebieten, in denen es im Winter mild und warm ist, bleibt das Fell der Hermeline braun.

Wo leben Hermeline?

Hermeline leben in ganz Eurasien von Nordspanien über Frankreich, England, Skandinavien, Russland und Sibirien bis in die Mongolei, zum Himalaya und zur Pazifikküste. Im Mittelmeergebiet leben sie nicht. Außerdem sind die Hermeline im nördlichen Nordamerika verbreitet.

Hermeline sind nicht wählerisch und kommen in den verschiedensten Lebensräumen vor.

Sie leben an Feldrainen, Hecken und Waldrändern, in der Tundra ebenso wie in der Steppe und in lichten Wäldern, aber auch im Gebirge bis in 3400 Meter Höhe oder in Parks. Sogar in der Nähe von Siedlungen sind sie zu finden.

Welche Hermelinarten gibt es?

Vom Hermelin gibt es nur eine Art.

Dem Hermelin sehr ähnlich ist das Mauswiesel (Mustela nivalis), das jedoch viel kleiner ist: Seine Körperlänge beträgt nur 18 bis 23 Zentimeter. Außerdem ist die Grenze zwischen brauner Körperoberseite und dem weißen Bauch nicht gerade, sondern gezackt.

Es lebt in fast denselben Gebieten wie das Hermelin, kommt aber auch im Mittelmeerraum vor.

Wie alt werden Hermeline?

In Zoos oder Tierparks werden Hermeline im Durchschnitt sechs bis acht Jahre alt, manche werden auch älter. Wenn sie in der freien Natur unterwegs sind, leben sie nicht so lange. Sie fallen dann oft schon früher ihren Fressfeinden zum Opfer.

Verhalten

Wie leben Hermeline?

Hermeline sind in der Dämmerung und nachts wach, am Tag lassen sie sich nur im Sommer sehen.

Meist sind die Einzelgänger drei bis fünf Stunden aktiv und ruhen sich dann wieder ein paar Stunden aus. In ihrer wachen Zeit laufen die neugierigen Tiere emsig und flink herum - eben so flink wie ein Wiesel.

Sie stecken ihre Nasen in jedes Loch und jeden Schlupfwinkel, nichts in ihrem Revier bleibt ihnen verborgen. Ab und zu richten sie sich auf den Hinterbeinen auf und halten Ausschau, ob von irgendwoher Gefahr droht.

Hermeline wohnen in verlassenen Maulwurfs- oder Hamsterbauen, in den Gängen von Mäusen oder in Kaninchenbauen. Manchmal suchen sie aber auch in Baumhöhlen oder unter Wurzeln und in Steinhaufen Schutz.

Hermeline leben in Revieren, die sie mit Duftstoffen markieren.

Die Reviere von männlichen und weiblichen Hermelinen können sich überschneiden, gegen Artgenossen vom gleichen Geschlecht wird das Revier aber verteidigt.

Die Nester in ihren Bauen sind mit Laub und Gras ausgepolstert. Dort leben sie allein.

Die Weibchen bleiben das ganze Jahr über in ihrem Revier, die Männchen verlassen ihr Gebiet im Frühjahr zu Beginn der Paarungszeit und suchen sich ein Weibchen.

Freunde und Feinde des Hermelins

Neben Eulen und Bussarden können auch Füchse und größere Marderarten wie der Steinmarder und der Vielfraß dem Hermelin gefährlich werden.

Außerdem hat der Mensch früher viele Hermeline gejagt. Besonders begehrt war der weiße Winterpelz mit der schwarzen Schwanzspitze, der so wertvoll war, dass er nur zu Mänteln für Könige verarbeitet werden durfte.

Wie pflanzen sich Hermeline fort?

Hermeline feiern zu verschiedenen Zeiten im Jahr Hochzeit: Sie paaren sich zwischen April und Spätsommer. Dabei packt das Männchen das Weibchen mit den Zähnen im Nacken und hält es mit den Vorderbeinen fest.

Nach der Paarung ruhen die befruchteten Eier im Bauch der Mutter, und erst neun bis zwölf Monate später werden im nächsten Frühjahr die Jungen geboren. Meist kommen fünf bis sechs Junge zur Welt, manchmal aber auch zwölf. Das Männchen hilft nur selten bei der Aufzucht der Jungen. Die neugeborenen Hermeline sind winzig klein: Sie wiegen nur drei Gramm und sind weiß behaart.

Erst nach sechs Wochen öffnen sie die Augen. Sieben Wochen lang werden sie von der Mutter gesäugt.

Mit etwa drei Monaten ist ihr Fell so gefärbt wie das erwachsener Tiere, und mit vier bis fünf Monaten sind sie selbstständig. Im Herbst verlassen die Jungen ihre Mutter und gehen eigene Wege.

Männchen sind erst mit einem Jahr geschlechtsreif, Weibchen können sich schon im Alter von fünf Wochen paaren.

Wie jagen Hermeline?

Hermeline haben keine Mühe, ihre Beute aufzuspüren, denn sie können sehr gut riechen, hören und sehen. Und weil sie so schlank und niedrig sind, können sie zum Beispiel Mäuse mühelos in deren unterirdischen Gängen verfolgen.

Ihre Beute erlegen sie mit einem Biss ihrer dolchartigen Eckzähne in den Nacken.

Manchmal kommt es vor, dass Hermeline in Hühnerställe eindringen und dort viele Tiere töten.

Wie kommunizieren Hermeline?

Hermeline sind sehr stille Tiere. Nur wenn sie Angst haben oder sich bedroht fühlen, lassen sie ein Keckern oder Schreien hören, das wie "Krikri" klingt.

Pflege

Was fressen Hermeline?

Hermeline sind kleine Raubtiere: Sie fressen fast ausschließlich tierische Nahrung.

Zu ihren Beutetieren gehören andere Nagetiere wie Schermäuse und Wühlmäuse, Kaninchen, aber auch Kriechtiere, Lurche, Fische, Vögel sowie Vogeleier und -küken.

Haltung von Hermelinen

Hermeline sind keine richtigen Heimtiere, weil sie Einzelgänger und als Raubtiere auch nicht ganz ungefährlich sind. Sie werden aber leider in großer Zahl in Pelztierfarmen gehalten.

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